Vor dem Hintergrund der bedrohlich zunehmenden Anzahl antisemitischer Straftaten veranstaltete ELNET die erste Delegationsreise britischer Experten nach Berlin. Vom 17. bis 19. April kamen in diesem Rahmen Parlamentsmitglieder und Vertreter des Tony Blair Institute for Global Change, der Fabian Society sowie von Labour Friends of Israel, Forward Strategy und Cambridge Programming zusammen, um sich über Herausforderungen und Lösungswege in der Bekämpfung von Antisemitismus auszutauschen.
Führende Expertinnen und Experten wie Dr. Kristina Meyer (Bundeskanzler-Willy-Brandt-Stiftung), Jörn Thießen (Abteilungsleiter im Bundesministerium für Inneres und Heimat), Anna Staroselski (Vorsitzende der Jüdischen Studierendenunion Deutschland) und Sigmount Königsberg (Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde Berlin) gaben einen Einblick in den deutschen Umgang mit Antisemitismus, Erinnerungskultur und Aufarbeitung, Erfolge und Versäumnisse, aber auch über heutiges jüdisches Leben in Deutschland. Zudem besuchten die Delegierten das Jüdische Museum und hatten Gelegenheit, sich mit Direktorin Hetty Berg über die Entstehung und den gesellschaftlichen Auftrag der Berliner Institution auszutauschen.
Die Delegationsreise bildete damit ein Rahmenprogramm rund um den ersten deutsch-britischen Antisemitismusdialog, ausgerichtet von ELNET. Hier kamen führende Expertinnen und Experten wie Benno Plassmann (Institut für Neue Soziale Plastik), Sina Laubenstein und Nathalie Rücker (Institute for Strategic Dialogue), Eren Güvercin (Alhambra-Gesellschaft) und Grischa Stanjek (democ e.V.) mit den britischen Delegierten zusammen. Der Dialog setzte einen Schwerpunkt darauf, was Deutschland und das Vereinigte Königreich bei der Bekämpfung von Judenhass voneinander lernen können. Grundlage der Diskussion war der im Rahmen des Actions Matter – The International Antisemitism Summit erarbeite Action Plan zur Bekämpfung von Antisemitismus. Die tiefe gesellschaftliche Verankerung von Antisemitismus kam ebenso zur Sprache wie Antisemitismus in den Sozialen Medien sowie gesellschaftliche und regulatorische Wege der Bekämpfung. Einig waren sich die Teilnehmenden darin, dass ein globales Problem wie Antisemitismus nur in länderübergreifender Kooperation bekämpft werden könne.
Neben dem Kampf gegen Antisemitismus diskutierte die britische Delegation auch weitere Themen. Im Gespräch mit Ottilie Klein MdB (CDU) und Stephan Meyer MdB (CSU) ging es um den aktuellen Stand der deutsch-britischen Beziehungen. Mit Kerstin Müller (Senior Associate Fellow der DGAP und Mitglied des Beirats von ELNET Deutschland) erörterten die Delegierten Aspekte der deutschen Nahost-Politik. Dabei kamen die fortwährende Bedrohung durch den Iran ebenso zur Sprache wie die Rolle Chinas in der Region und Israels Position im Konflikt mit Russland. Konsens bestand darin, dass die Abraham-Abkommen für Deutschland und das Vereinigte Königreich auch Chancen bieten, sich in der Region aktiver zu engagieren.
Für die Zukunft ist ein Besuch deutscher Parlamentarier und Experten in London geplant, um den begonnenen Dialog fortzusetzen. Vernetzung, Kooperation und Austausch bleiben im Kampf gegen Antisemitismus unverzichtbar.