Israelische Sicherheitspolitik – Einblicke aus erster Hand

Eine hochrangige Delegation aktiver und ehemaliger Militärs besuchte Ende Februar im Rahmen einer ELNET-Delegationsreise Israel, um aus erster Hand Einblicke in die sicherheitspolitischen Herausforderungen zu erlangen, denen der jüdische Staat gegenübersteht. Die Reise bot umfassende Einblicke in die militärische Strategie, Bedrohungslagen und sicherheitspolitische Kooperationen, die für Israel wie Europa von entscheidender Bedeutung sind. Die Delegation bestand aus Vertretern Deutschlands, Estlands, Frankreich, Italiens, des Vereinigten Königreichs, und Litauens sowie der Vereinigten Staaten von Amerika.

Terrorismusbekämpfung und Grenzsicherheit

Die Sicherheitslage nach den Angriffen vom 7. Oktober bildete ein zentrales Element der Reise. Besuche in Kibbutz Kfar Aza und am Nova Music Festival-Gelände verdeutlichten die Bedrohung durch Terrororganisationen und die Konsequenzen für die israelische Gesellschaft. Ein Briefing durch die IDF gab Einblicke in aktuelle militärische Herausforderungen, sowie die getroffenen Maßnahmen zur Sicherung der Bevölkerung. Insbesondere asymmetrische Bedrohungen und die Rolle moderne Sicherheitstechnologien bei der Grenzüberwachung standen im Fokus des Austausches.

Militärstrategie und technologische Innovation

Israel beweist seine beeindruckende Innovationskraft auch im militärischen Bereich. Ein Besuch der Hatzerim Airforce Base ermöglichte Gespräche über neue Technologien, darunter den Einsatz von Drohnen, Künstlicher Intelligenz und Cyberabwehrstrategien. Treffen mit Mitgliedern im Generalstab der IDF verdeutlichten, wie moderne Kriegsführung durch Innovation und strategische Planung weiterentwickelt wird. Besonders die Bekämpfung unterirdischer Tunnelnetzwerke, wie sie Hamas und Hisbollah in immenser Länge errichtet haben, ist dabei eine zentrale Herausforderung. Zudem erhielten die Delegationsteilnehmer vertiefende Einblicke in die Strategien der israelischen Luftwaffe, inklusive der operativen Planung und Entscheidungsfindung bei Operationen gegen strategische Ziele.

Geopolitische Herausforderungen und Diplomatie

Neben den militärischen Aspekten stand auch die geopolitische Dimension aktueller Herausforderungen im Mittelpunkt des Delegationsprogramms. Gespräche mit hochrangigen Vertretern wie dem Vorsitzenden des Verteidigungs- und Auswärtigen Ausschusses der Knesset Yuli Edelstein beleuchteten aktuelle diplomatische Bemühungen. Dabei wurde deutlich, dass Israel sowohl auf militärische Abschreckung wie auch auf diplomatische Beziehungen setzt, um seine Sicherheit zu gewährleisten und Stabilität in der Region zu fördern. Auch europäische Staaten sehen sich vermehrt ähnlichen Bedrohungen ausgesetzt. Diskutiert wurde daher unter anderem die Notwendigkeit einer koordinierten Anti-Terror-Strategie und der Ausbau gemeinsamer Verteidigungsinitiativen zwischen Europa und Israel.

Rechtsstaatlichkeit und humanitäre Aspekte

Ein Treffen mit Col. Nadav Minkovsky, Leiter der Abteilung für internationales Recht in der IDF, lieferte Einblicke in die Bemühungen der Streitkräfte, sich bei ihren militärischen Operationen stets strikt an geltendes Recht zu halten. Dabei wurden konkret die komplexen Entscheidungsprozesse erläutert, die vor militärischen Einsätzen durchgeführt werden, um humanitäre Standards zu gewährleisten. Auch die humanitäre Situation in Gaza kam zur Sprache. Ein Briefing durch COGAT, die Behörde zur Koordinierung humanitärer Hilfeleistungen, zeigte auf, welche Bemühungen unternommen werden, den Herausforderungen entgegenzutreten, die sich durch die Rolle der Hamas und anderer Terrororganisationen ergeben.

Vertiefung der europäisch-israelischen Zusammenarbeit

Die Delegationsreise hat die Komplexität der sicherheitspolitischen Lage Israels und ihre Konsequenzen für Europa vor Augen geführt. Angesichts gemeinsamer Bedrohungen wie Terrorismus und Cyberkriminalität ist eine enge Zusammenarbeit für beide Seiten unabdingbar. Israel bietet durch seine strategische Expertise und seinen technologischen Fortschritt wertvolle Impulse für die europäische Sicherheitspolitik. Europa kann und sollte sich auch diplomatisch stärker in der Region einbringen. Ein offener Dialog und eine verstärkte Kooperation in Verteidigungsfragen sind von zentraler Bedeutung, um langfristige Sicherheit und Stabilität im Nahen Osten und darüber hinaus zu erreichen. Die gewonnenen Erkenntnisse während der Reise liefern dafür eine wertvolle Grundlage.

Oberst a.D. Ralph Thiele, Vorsitzender der Politisch-Militärischen Gesellschaft und ein deutscher Teilnehmer der Militärexpertendelegation, teilte nach der Israel-Reise seine Eindrücke mit deutschen Medien. Auf Basis eines ausführlichen Interviews erschienen ein Bericht in der Koblenzer Rhein-Zeitung sowie ein Podcast des SWR, der sich mit den nuklearen Fähigkeiten des islamischen Regimes im Iran befasste.