Eine hochrangige Delegation israelischer politischer Entscheidungsträger und weiterer Experten besuchte am 27. und 28. November 2023 die von Chatham House, der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem Institut für Sicherheitspolitik der Universität Kiel ausgerichtete Konferenz „Europe’s Strategic Choices“, die nun schon zum neunten Mal in Berlin stattfindet. ELNET ist seit Jahren Unterstützer der Konferenz und freut sich sehr, auch in diesem Jahr wieder als Gold Supporter dabei zu sein. In Zeiten großer außen- und sicherheitspolitischer Herausforderungen, auch und besonders im Nahen Osten, ist der Austausch zwischen Entscheidungsträgern und Fachexperten besonders wichtig. Die von ELNET organisierte israelische Delegation konnte hier wertvolle Perspektiven beisteuern und den Teilnehmern die nach den Angriffen des 7. Oktober grundsätzlich veränderte Sicherheitslage im Nahen Osten vor Augen führen.
Auf mehreren Plenary- und Breakoutsessions stand die aktuelle Situation im Nahen Osten und der Krieg gegen die Hamas im Mittelpunkt. Die sich herausbildende Achse zwischen Russland und dem Iran wurde in der Session „Iran and Russia: An Axis of revisionist powers?“ diskutiert. Als Teil der ELNET-Delegation vertrat Micky Aharonson, Russland-Expertin und ehemalige außenpolitische Beraterin beim Nationalen Sicherheitsrat des israelischen Premierministers, die israelische Perspektive. Sie betonte, das aggressive Vorgehen des iranischen Regimes und die immer enger werdende Zusammenarbeit mit Moskau sei nicht nur für Israel und den Nahen Osten, sondern für Europa und die gesamte westliche Welt ein wachsendes Problem.
Zum Thema „The EU and UK role in the Israeli Palestinian process“ nahm unter anderem Botschafter Jeremy Issacharoff, ehemaliger Botschafter Israels in Deutschland, die Rolle Europas in der Suche nach dauerhaften Friedenslösungen zwischen Israel und den Palästinensern in den Fokus: trotz der aktuellen Situation bleibe die Zweistaatenlösung weiterhin die beste Option, um den Konflikt dauerhaft zu lösen. Hierbei könnte Europa Hilfestellung leisten. Dafür müsse der Prozess aber politisch in eine entsprechende Richtung gesteuert werden. Die Hamas sei ein gigantisches Hindernis auf diesem Weg, da sie in Wahrheit nur einen Staat wolle – nach islamistischen Regeln.
Zum Thema deutsch-israelische Kooperation im Verteidigungs- und Technologiebereich diskutierten unter anderem Prof. Dr. Shlomo Shpiro von der israelischen Bar-Ilan-Universität, Falko Droßmann MdB sowie Rina Bassist, die als Journalistin unter anderem für Al-Monitor und die Jerusalem Post schreibt. Zur Sprache kamen dabei bestehende gemeinsame Projekte wie die Anschaffung des israelischen Luftverteidigungssystems Arrow 3 durch die Bundesrepublik und die aktuelle Zusammenarbeit bei Heron-TP-Drohnen. Aber auch mögliche neue Kooperationsfelder in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Cybersecurity wurden diskutiert. Einig waren sich alle Teilnehmer darin, dass Israel und Europa von der Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich enorm profitieren.
Nach Abschluss der Konferenz absolvierte die Delegation, der neben den oben genannten Persönlichkeiten auch die zwei Knesset-Abgeordneten MK Sharon Nir und MK Boaz Bismuth sowie Prof. Dan Schueftan von der Universität Haifa und Avner Golov, VP of Research and Alliances bei MIND Israel, angehörten, weitere Gesprächstermine und Briefings mit hochrangigen Gesprächspartnern aus dem politischen Berlin. Dabei trafen sie unter anderem Botschafter Dr. Christian Buck, Abteilungsleiter im Auswärtigen Amt, und seinen Kollegen Dr. Ulrich Ernst, Referatsleiter im selben Haus. Auch mit Oberst Holger Leukert, Referatsleiter im Bundesverteidigungsministerium, und Norbert Röttgen MdB tauschten sich die Delegationsteilnehmer intensiv aus.
In Kooperation mit Table.Media organisierte ELNET zudem ein Security Breakfast mit Prof. Dr. Shlomo Shpiro und Botschafter Jeremy Issacharoff, bei dem insbesondere die Rolle der NATO in den aktuellen Auseinandersetzungen in den Blick genommen wurde. In einer weiteren Gesprächsrunde traf die Delegation mit Hanna Notte, Director des Eurasia Nonproliferation Program beim James Martin Center for Nonproliferation Studies, Gil Murciano, dem in Berlin ansässigen CEO des israelischen Think Tanks Mitvim, und Viktor Frank, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Mongolei, zusammen.