Bereits zum dritten Mal zeichnet ELNET mit dem Young Leaders Programm politische Entscheidungsträger aus, die sich durch besonderes Engagement in jungen Jahren hervorgehoben haben. Sieben erstgewählte Bundestagsabgeordnete besuchten im Rahmen des Programms Anfang Mai unter der Leitung von Gyde Jensen MdB als Head of Delegation Israel. Zum ersten Mal wurden auch Young Leaders aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft aufgenommen. Mit Dr. Franziska Davies war so eine der profiliertesten Osteuropaexpertinnen Deutschlands Teil der Delegation.
Die Delegationsreise fand unter schwierigen Rahmenbedingungen statt: Israel ist noch immer von den Folgen des Hamas-Terrors am 07. Oktober 2023 gezeichnet. Der andauernde Hamas-Israel-Krieg prägt das gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Leben. Vielerorts zeigt sich die israelische Gesellschaft dabei dennoch bemerkenswert resilient. Die ELNET Young Leaders konnten sich ein Bild von der Situation im Land machen und auch Orte besuchen, die am 07. Oktober Opfer der brutalen Angriffe wurden.
Neben einem Briefing durch die Israeli Defense Forces (IDF) führte der erste Delegationstag die Teilnehmer in das Kibbutz Be’eri und auf das Gelände des Nova Festival. Im Süden traf die Delegation auch auf Polizeisprecher Micky Rosenfeld, und konnten sich ein Bild von der Zerstörung machen, die auch mehr als sechs Monate nach den Angriffen noch sehr sichtbar ist. In Tel Aviv trafen sich die Young Leaders außerdem mit Angehörigen der Geiseln, die noch immer von der Hamas im Gazastreifen gefangen gehalten werden.
Auch das Innovationsökosystem Israels stellt seit dem 07. Oktober 2023 eine beeindruckende Resilienz unter Beweis. So trafen die Teilnehmer mit Vertretern von Start Up Nation Central (SNC) zusammen und tauschten sich auch mit der Deutsch-Israelischen Industrie- und Handelskammer aus. Dort stellten sich mit VW Konnect, City Transfomer und Apollo Power drei Akteure der Digitalszene vor, die jeweils ihren Beitrag zur Transformation des Mobilitätssektors leisten wollen.
Die Einblicke in den Innovationsstandort Israel waren auch vor dem Hintergrund der politischen Entwicklungen im Land interessant. Israels Wirtschaft leidet unter dem andauernden Krieg. Prognosen sind jedoch schwierig, da eine Erholung der Wirtschaft vermutlich nicht nur an ein Ende des Krieges, sondern auch an eine stabile Regierung gekoppelt ist. Genau diese steht jedoch massiv in der Kritik, was auch Knessetabgeordnete von Regierung und Opposition im Gespräch mit der Delegation thematisierten. Die andauernden Proteste der israelischen Bevölkerung fordern nicht nur Verhandlungserfolge in Bezug auf die festgehaltenen Geiseln, sondern häufig auch den Rücktritt von Premierminister Netanjahu und seiner Regierung. Die israelischen Parlamentarier ordneten dies wie auch die aktuelle Sicherheitslage im Gespräch mit der Delegation ein.
Sowohl der aktuelle Krieg, die andauernde Bedrohung durch die Hisbollah und den Iran als auch die geopolitische Gesamtlage wurden bei Gesprächen im Außenministerium thematisiert. Die massiven Angriffe des Iran auf Israel am 13. April verdeutlichten den Ernst der Lage einmal mehr, in der sich Israel befindet. Die israelischen Gesprächspartner unterstrichen hier die Gefahr für die ganze Region und letztendlich auch für Deutschland und Europa. Über ein halbes Jahr nach dem Angriff der Hamas wurde in vielen Gesprächen deutlich, dass die andauernde Solidarität, die Israel von der deutschen Politik entgegengebracht wird, nicht als selbstverständlich angesehen wird. Die bestehende Partnerschaft auf Augenhöhe wurde von allen beteiligten Entscheidungsträgern sehr geschätzt und ließ auch kritische Nachfragen und Äußerungen zu. Die deutschen Teilnehmer zeigten sich allesamt beeindruckt von der Art und Weise, wie in Israel das Trauma des 07. Oktober und der Wille, dennoch ein Stück Normalität zu leben, miteinander verbunden werden. Allen Beteiligten wurde aber schmerzlich bewusst, wie schwierig sich die Situation vor Ort gestaltet.
Die Galerie präsentiert Eindrücke vom Programm der Young-Leaders-Delegationsreise 2024.
Fotos: Ben Rosenblaum (ELNET) und Delegationsteilnehmer