Die Digitalisierung der Medizin ist derzeit global eines der führenden Innovationsthemen. Um die Bereitschaft zur Spende digitaler Gesundheitsdaten für Forschung und Versorgungsmanagement zu evaluieren, wurden 2052 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland und Israel Mitte 2023 für einen ersten direkten Vergleich im Rahmen des GIHF-AI (German Israeli Health Forum for Artificial Intelligence), einer Initiative des European Leadership Network (ELNET), befragt.
Prof. Dr. Sylvia Thun, Direktorin für Digitale Medizin und Interoperabilität am Berliner Institut für Gesundheit der Charité (BIH), und Prof. Dr. Ran Balicer, CIO & Deputy-DG bei Clalit Health Services und Founding Director am Clalit Research Institute, fungierten als wissenschaftlicher Beirat der Studie. Zu den weiteren Autorinnen und Autoren gehörten Dr. Yiska Weisband, Direktorin des Data Research Centers bei Clalit Innovation, und Dr. Alexander Schachinger, CEO von EPatient Analytics. Das Clalit Research Institute und EPatient Analytics, die Agentur für digitale Gesundheitsmarktforschung, konzipierten ein demoskopisches Befragungsinstrument und nutzten den Panelansatz von Kantar Global, einem international führenden Anbieter von Verbraucherpanels, um eine kontrollierte Stichprobe von 1219 deutschen und 833 israelischen Bürgerinnen und Bürgern zu befragen. Der Projektzeitraum der Panelerhebung war Mai bis Juli 2023.
Ein zentrales Ergebnis ist die weit fortgeschrittene Bereitschaft der deutschen Bürgerinnen und Bürger, digitale Gesundheitsszenarien auf der Grundlage ihrer eigenen Gesundheitsdaten zu akzeptieren. Diese Bereitschaft ist nur geringfügig weniger ausgeprägt als in Israel, wenngleich digitale Versorgungslösungen, die auf individuellen Gesundheitsdaten basieren, dort seit über 15 Jahren existieren. Vor dem Hintergrund einer bisher nichtexistierenden digitalen Versorgungsstruktur in Deutschland lässt sich ableiten, dass die deutsche Bevölkerung in ihrer Akzeptanz von Digital Health weiter fortgeschritten ist als Politik, Gesetzgebung und Regulierung des deutschen Gesundheitssystems.
Darüber hinaus ist leicht nachvollziehbar, dass der Besitz und die Nutzung von digitalen Gesundheitsprodukten und -anwendungen in Israel im Vergleich zu Deutschland um viele Jahre weiterentwickelt sind. Wie bereits erwähnt, bieten die Health Maintenance Organizations (HMO) in Israel ihren Versicherten sowie Patientinnen und Patienten diese Anwendungen mit einer durchgängig digital integrierten Datenbasis bereits seit vielen Jahren an. Deutschland sollte dem Beispiel folgen.