ELNET baut sein Engagement in Griechenland und Zypern aus. Bereits zum zweiten Mal nahmen Parlamentarier aus beiden Staaten am Israel Survey teil. Die Beteiligung verdreifachte sich dabei im Vergleich zum Vorjahr. Die regionalen Ergebnisse der europaweiten Studie, an der über 450 Abgeordnete aus 29 Nationen teilnahmen, wurden Mitte Oktober in Athen vorgestellt.
Grundsätzlich bewerten Abgeordnete des Hellenischen Parlaments sowie des Repräsentantenhauses von Zypern die Beziehungen mit Israel als gut oder sehr gut. Wie bereits im Vorjahr werden gemeinsame Werte, Sicherheitsfragen und politische Interessen als verbindende Elemente genannt. Damit unterscheiden sich die beiden Nationen erneut von der Mehrheit der Abgeordneten in anderen Ländern Europas, die eine historische Verantwortung als wichtigste Grundlage der bilateralen Beziehungen sehen.
Rund Zweidrittel der Parlamentarier aus Griechenland und Zypern möchten die jeweilige Kooperation mit Israel weiterhin ausbauen. Damit bewegen sich die Ergebnisse wie im Vorjahr auf einem hohen Niveau, was vor dem Hintergrund der vergleichsweise jungen diplomatischen Beziehungen sowie der Entwicklungen in den vergangenen zwölf Monaten für die Stabilität der Beziehungen spricht. Im Fokus stehen aktuell Verteidigung, Neue Technologien und Gesundheitsfragen. Im Rahmen eines Round Tables von ELNET und der Konrad Adenauer Stiftung Greece & Cyprus (KAS) betonten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zudem, dass man auch in Energiefragen enger zusammenarbeiten wolle.
Am Athener Round Table „Assessing the present and future perspectives of Greek-Israeli cooperation“ nahmen unter anderem der griechische Abgeordnete Anastasios Chatzivasileiou, Vorsitzender der griechisch-israelischen Freundschaftsgruppe im Hellenischen Parlament, sowie Prof. Constantinos Filis, Direktor des AGC Institute of Global Affairs, sowie weitere Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Medien und des diplomatischen Corps von Athen teil.
Außen- und Sicherheitspolitik soll gestärkt werden
Eine klare Mehrheit (84 Prozent) der Abgeordneten aus beiden Ländern spricht sich generell für eine Stärkung der Außenpolitik aus, insbesondere mit Blick auf die Abraham Abkommen. Bemerkenswert ist zudem, dass sich 80 Prozent der teilnehmenden Parlamentarier aus Griechenland und Zypern für eine Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Israel und der NATO aussprechen. Europaweit sind dies nur 68 Prozent der Parlamentarier. Ebenfalls gibt es einen breiten Rückhalt für einen bilateralen Ausbau der Sicherheitskooperation: 66 Prozent der griechischen Politiker befürworten eine engere Koordination mit Israel, um die regionale Bedrohung des Iran gemeinsam anzugehen.
Schließlich stand auch die Sicherheit jüdischen Lebens im Fokus der Diskussion. Mehrere Teilnehmer des Round Table betonten, dass es seit dem 7. Oktober keinen signifikanten Anstieg von Straftaten gegenüber griechischen Juden gegeben hätte. Auch schätzen die Parlamentarier beider Nationen laut Israel Survey 2024 Israel-bezogenen Antisemitismus als vergleichsweise weniger stark ausgeprägt ein, als es ihre europäischen Kollegen im Durchschnitt wahrnehmen. In diesem Kontext wurde auch die Bedeutung der IHRA-Arbeitsdefinition betont, die Griechenland und Zypern jeweils 2019 angenommen haben. In Griechenland wurde in diesem Zusammenhang auch die Stelle des „Special Envoy for Combating Antisemitism and Promoting Holocaust Remembrance“ geschaffen, die im Außenministerium angesiedelt ist.
Die Konrad Adenauer Stiftung Greece & Cyprus ist bereits im zweiten Jahr Partner des Israel Survey. Der diesjährige Round Table von ELNET und KAS war erneut eingebettet in ein mehrtägiges Programm, in dessen Rahmen Carsten Ovens, CEO von ELNET in Berlin, gemeinsam mit Marian Wendt, Leiter des Büros der KAS in Athen, Gespräche mit Vertretern Griechenlands, Zyperns, Israels und Deutschlands führte. Dazu gehörten auch Besuche der jüdischen Gemeinden in Athen sowie auf Rhodos, wo sich die älteste Synagoge Griechenlands befindet.