Award in der Kategorie Kultur
Förderverein für jüdisch-israelische Kultur in Thüringen e.V.
1991 ins Leben gerufen, gelingt es dem Förderverein gemeinsam mit der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen in jährlicher Folge, bei Veranstaltungen über ganz Thüringen verteilt, der Bevölkerung die vielfältigen Facetten jüdischen Lebens nahezubringen. Dies geschieht im Rahmen der regelmäßig über einen Zeitraum von zwei Wochen stattfindenden „Jüdisch-israelischen Kulturtage in Thüringen“ als genreübergreifendes und kulturvermittelndes Festival mit Lesungen, Konzerten, Vorträgen, Rundgängen, Workshops und Filmvorführungen in Synagogen, Festspielsälen und weiteren geeigneten Kultureinrichtungen. Es soll dabei stets die Freude im Vordergrund stehen, ohne aber das Gedenken an die Schoah zu verdrängen. In der Saison 2023 fanden mehr als 50 Termine an 25 Veranstaltungsorten in 10 Städten sowie erstmals eine „Lange Nacht der Jüdischen Kulturen“ statt.
Dabei ist der Förderverein aufgrund seiner intensiven Kontakte über die Jahre hinweg immer wieder in der Lage, Künstler von internationalem Rang zu verpflichten, wodurch sich die Kulturtage im Kalender der Kulturereignisse in Thüringen etabliert haben. Außerhalb der Kulturtage engagiert sich der Förderverein im Bereich der Bildungsarbeit. Das aktuell wichtigste Projekt ist etwa „Tacheles mit Simson“. Während der „Erfahrtour über Jüdisches Leben“ besucht hier der Verein Schulen und geht mit seinem Bildungsmobil auch auf öffentliche Plätze.
Award in der Kategorie Politik
Institut für Neue Soziale Plastik
Das Institut für Neue Soziale Plastik e. V. wurde 2015 von einer Gruppe Künstlern und Referenten aus der politisch-historischen Bildungsarbeit gegründet. Der Verein entwickelt künstlerische Projekte zu historischen und politischen Themen und versteht seine Arbeit als Beitrag zur Entwicklung demokratischer Kultur. In den einzelnen Projekten sind in den letzten Jahren Performances, Publikationen, Spiele und Ausstellungen entstanden, in der Regel partizipativ und in Kooperation mit vielen unterschiedlichen Partnern. Inhaltlicher Fokus des Vereins ist die Auseinandersetzung mit historischen und aktuellen Formen des Antisemitismus.
Ein weiterer Schwerpunkt des Instituts ist das Projekt „Chasak! Gegen Antisemitismus im ländlichen Raum“, das mit Mitteln kultureller und historischer Bildung mit unterschiedlichen Jugendgruppen zusammenarbeitet. „Chasak“ thematisiert die Brandenburger Hachschara-Bewegung, die Geschichte von Juden in der DDR aber auch die Einwanderungsgeschichte von Juden aus der ehem. Sowjetunion seit 1990. Dabei sind jüdische Perspektiven konsequenter Ausgangspunkt des Projekts.
Das Institut und seine Leiterin Stella Leder sind im Jahr 2022 im Zuge des Skandals um die documenta15 zu wichtigen Experten in dem Bereich Antisemitismus im deutschen Kulturbetrieb geworden. Da sie bereits seit vielen Jahren auf das Problem hinweisen und ein Alleinstellungsmerkmal in dem Bereich mit ihren Ansätzen in der kulturellen Bildung und Vernetzung antisemitismuskritischer Künstler aufweisen.
Die Angebote und Kooperationen werden gemeinsam von Künstlern, Historikern und politischen Bildnern konzipiert und durchgeführt. Insbesondere bei der Begleitung von Produktionsprozessen ist dieser interdisziplinäre Ansatz unabdingbar.
Award in der Kategorie Medien
Projektteam „Mehr als 2 Seiten“ – Campus Bildung im Quadrat gGmbH
Der Comic regt durch seine schlichte, aber dennoch komplexe Bildsprache und Geschichten zur Auseinandersetzung mit Israel und seiner diversen Gesellschaft an, die verkürzende Darstellungen vermeidet. Die Protagonisten der Geschichte sind im deutsch-israelischen Austausch marginal vertreten. Das Projekt leistet einen Beitrag, den Austausch für diese Zielgruppe zu öffnen.
Weiter verbindet der Comic vor Ort gewonnene Reiseeindrücke mit historisch-politischen Informationen über die Region. Er behandelt Themen wie Antisemitismus und Rassismus und knüpft Verbindungen zwischen Israel und der Lebenswelt der Jugendlichen. Durch seine multiperspektivische Herangehensweise bricht der Comic mit einseitigen antiisraelischen Standpunkten. Das Medium Comic eignet sich besonders für die pädagogische Praxis, da es einen vergleichsweisen niedrigschwelligen Zugang zu komplexen Themen bietet, ohne inhaltlich zu vereinfachen.
Das Projekt erhielt bundesweite Aufmerksamkeit und wurde in diversen Beiträgen (Nachrichtensendungen, Radio, Zeitungen, fachwissenschaftliche Publikationen) positiv rezipiert. Bisher wurden etwa 4000 Exemplare des Comics an Bildungseinrichtungen und Privatpersonen aus 15 Bundesländern, dem deutschsprachigem Ausland und Israel verteilt.
Award in der Kategorie Gesellschaft
Zusammen1 – Das Bildungsprojekt zur Antisemitismusprävention von MAKKABI Deutschland e.V.
Seit 2020 hat sich „Zusammen1“ als erste Anlaufstelle für Antisemitismus im Sport fest etabliert, insbesondere durch wissenschaftlich und pädagogisch fundierte Sensibilisierungs- und Präventionsformate im und durch Sport. Das Bildungsprojekt von MAKKABI Deutschland findet im Rahmen der Initiative „Demokratie leben!“ des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend statt und handelt auf der Grundlage, Sport als Ort für Jeden zu verstehen.
Grundlegend baut das Projekt auf drei Säulen auf: Verstehen, Vermitteln und Verändern. Ziel ist es, Antisemitismus nicht mit bloßem Aktionismus zu begegnen, sondern an den richtigen Stellen anzusetzen, um dann effektiv vermitteln zu können. Die wissenschaftlichen Forschungsprojekte von Zusammen1 sollen das Dunkelfeld nachhaltig erhellen und zum Verstehen der komplexen Thematik verhelfen. Durch ein zunehmendes Verständnis wird ein vielseitiges Repertoire an innovativen und erprobten Methoden ermittelt, die im Kampf gegen den facettenreichen Antisemitismus eingesetzt werden. Ob pädagogische Trainings in Vereinen aller Leistungsklassen, Seminare in Nachwuchsleistungszentren, Lehrvideos in Kooperation mit dem DFB oder E-Learning Angebote zum flexiblen und individuellen Einsatz – Zusammen1 entwickelt stets das jeweils passende Bildungsangebot. Es sollen Regelstrukturen geschaffen und ausgebaut werden, indem z. B. das Grundverständnis durch die Verankerung der IHRA-Definition für die Schaffung von Reporting-Strukturen gestärkt wird. Im Jahr 2022 erreichte das Team von Zusammen1 während der 105 Maßnahmen rund 3.600 Menschen in direkter Interaktion und konnte eine Medienreichweite von fast 3 Mio. Menschen generieren.