Actions Matter – The Summit: Wien wird Plattform zur Antisemitismusbekämpfung

Acht Jahrzehnte nach der Shoah ist der Antisemitismus weltweit wieder auf dem Vormarsch. Allein in Deutschland gab es im vergangenen Jahr 5.164 antisemitische Vorfälle, fast doppelt so viele wie 2022. Gleichzeitig wurden in den Vereinigten Staaten 8.873 antisemitische Vorfälle gemeldet, was einem Anstieg von 140 Prozent zum Vorjahr entspricht. In beiden Fällen ist die Dunkelziffer weitaus höher. Berichte von Angriffen auf israelische Fußballfans in Amsterdam, Brandanschläge auf Synagogen wie in Melbourne und die Ermordung eines Rabbis in den Vereinigten Arabischen Emiraten zeigen mit entsetzlicher Deutlichkeit die wachsende Gefahr für Jüdinnen und Juden weltweit.

Vor diesem Hintergrund fand Mitte Dezember 2024 „Actions Matter – The Summit“ statt. Unter dem Motto „Countering Antisemitism: From National Strategies to Local Implementation“ brachte die Konferenz 170 Entscheidungsträger, Experten und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft aus zehn Ländern zusammen. Mehrere Panels und Workshops dienten dem interdisziplinären Austausch von Erfahrungen sowie der Entwicklung eines Action Plan mit Maßnahmen zur Bekämpfung von Antisemitismus. Alle Speaker finden sich in dieser Übersicht.

The Summit fand nach 2023 (Berlin) bereits zum zweiten Mal statt. Erstmals kooperierte ELNET dabei mit dem Combat Antisemitism Movement (CAM). Zu den Impulsgebern gehörten in diesem Jahr unter anderem Katharina von Schnurbein, Antisemitismusbeauftragte der Europäischen Kommission, David Roet, Botschafter des Staates Israel in Österreich, Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, Yael Arad, Präsidentin des Israelischen Olympischen Komitees, Michal Cotler-Wunsh, Sonderbeauftragte für die Bekämpfung von Antisemitismus des israelischen Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten, sowie Dr. Ariel Muzicant, Präsident des European Jewish Congress.

Am Vorabend der Konferenz sprach Tomer Tzadik, Überlebender des Nova-Musikfestivals, zu den Gästen der Konferenz.  Der israelische Botschafter in Österreich, David Roet, begrüßte die Gäste am Hauptkonferenztag in Wien und betonte, dass Judenhass weder ignoriert noch verharmlost werden dürfe. Gegen Antisemitismus vorzugehen sei keine Gefälligkeit für die unmittelbar Betroffenen, sondern ein Dienst an der Nation.

Diesem Aufruf folgend wurden in vier Workshops Maßnahmen diskutiert und weiterentwickelt, um Judenhass in unterschiedlichen Bereichen des öffentlichen Lebens effektiv entgegenzuwirken. Die vorab veröffentlichten Policy Briefings zu Antisemitismus im Sport, an Universitäten, im Kunst- und Kultursektor sowie im Gamingbereich bildeten die inhaltliche Grundlage der Diskussionen.

Zu den erarbeiteten Ansätzen zählen eine Verbesserung der Erfassung antisemitischer Vorfälle, sowie die Forderung, bestehende Gesetze besser umzusetzen. Im digitalen Bereich sollen Plattformen stärker reguliert werden und antisemitische sowie antidemokratische Inhalte konsequenter verfolgt und bestraft werden. Wie bereits 2023 wurde die Notwendigkeit der verbesserten Bildung und Sensibilisierung betont, um Präventionsbemühungen zu stärken. Mit der Fragemauer bietet ELNET dazu seit dem vergangenen Jahr eine eigene Kampagne an, die rund um jüdisches Leben und Israel informiert sowie zum Dialog einlädt.

Der im Rahmen von The Summit entwickelte Action Plan beinhaltet konkrete Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung von Antisemitismus und soll der Politik sowie gesellschaftlichen Akteuren weitere Anhaltspunkte im Kampf gegen Antisemitismus geben.

Mit Actions Matter leistet ELNET einen eigenen Beitrag zur Bekämpfung von Antisemitismus, publiziert eigene Policy Briefings und vernetzt Akteure aus Europa und Israel im Rahmen von (virtuellen) Round Table Formaten sowie der Fachkonferenz The Summit, die auch beim nächsten Mal wieder in Wien stattfinden soll.