Der Ukrainekrieg und die europäisch-israelischen Beziehungen

Die Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg schien für Deutschland klar zu sein: „Nie wieder“. Die Deutschen setzten auf internationale Systeme kollektiver Sicherheit und Verteidigung und beteiligten sich an militärischen Auseinandersetzungen primär mit der „Scheckbuchdiplomatie“.

Der russische Krieg in der Ukraine zwingt Deutschland nun zum Umdenken. Die deutsche Bevölkerung wird sich dessen bewusst, dass es reale Risiken für Frieden und Freiheit gibt, die ohne militärisches Rüstzeug nicht gelöst werden können. Nach Ausbruch des Krieges befürworteten 78 Prozent der Deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine sowie die Aufrüstung der Bundeswehr. Auch die Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP hat die Chance genutzt, um eine dringend notwendige Neuausrichtung der deutschen Sicherheits- und Verteidigungspolitik einzuleiten. 

Israel musste sich über die letzten Jahrzehnte immer wieder mit defensiven und offensiven Systemen gegen Angriffe von außen zur Wehr setzen – eine Realität und ein Verständnis von notwendiger Landesverteidigung, mit dem sich auch die deutsche Öffentlichkeit auseinandersetzen sollte. Die Veränderung der Sicherheitslage in Deutschland kann auch direkte Auswirkungen auf das Verhältnis mit Israel haben. Bislang stand der Beitrag Deutschlands für die Sicherheit des jüdischen Staats im Fokus. Nun ergibt sich parallel die Perspektive, dass auch Israel einen Beitrag für die deutsche Sicherheit leisten kann. 

Gleichzeitig können die geopolitischen Entwicklungen in Europa dazu beitragen, dass die Deutschen ein besseres Verständnis für die sicherheitspolitische Ausgangslage Israels entwickeln können. Das Handbuch „Perspektive Israel“ kann dabei als Grundlage dienen, um einen vertieften Einblick in die Politik Israels und israelische Interessen zu erlangen.

Das neue ELNET-Policy Briefing analysiert die durch den Krieg in der Ukraine eingeleitete Zeitenwende im Hinblick auf die deutsch-israelischen Beziehungen. Es stellt Kooperationsmöglichkeiten im Bereich Sicherheit und Verteidigung vor und zeigt Perspektiven für eine größere Rolle Europas im Nahen Osten auf.

Zeitwende