Der brutale Terrorangriff der Hamas vor einem Jahr hat Israel tief getroffen und Schockwellen durch den gesamten Nahen Osten sowie um die Welt geschickt. Terroristen der Hamas und des Islamischen Dschihad ermordeten an diesem Tag mehr als 1.200 Menschen und verschleppten 251 Geiseln in den Gazastreifen. 101 von ihnen werden zwölf Monate später noch immer dort gefangen gehalten. Nach israelischen Informationen sind mindestens 34 von ihnen nicht mehr am Leben. In welchem Zustand die verbliebenen Geiseln sind, lässt sich jedoch nicht sagen. Ein Deal zwischen Israel und der Hamas, der eine Freilassung aller verbliebenen Geiseln beinhalten könnte, kam bisher nicht zustande. Möglicherweise besteht hier durch die Ausschaltung von Hamas-Führer Yahya Sinwar am 16. Oktober 2024 nun eine neue Chance.
Am 08. Oktober begann die libanesische Terrormiliz Hisbollah zur Unterstützung der Hamas Raketen auf den Norden Israels abzufeuern. Beinahe täglich leiden die Städte und Dörfer seitdem unter Raketenangriffen. Rund 100.000 Menschen mussten daraufhin ihre Heimat verlassen. Als Binnenflüchtlinge sind sie aktuell bei Freunden oder Verwandten in anderen Landesteilen, viele auch schlicht in Hotels untergekommen. In den letzten Wochen konnten israelische Luftschläge die Hisbollah, auch durch die Ausschaltung ihres Generalsekretärs Hassan Nasrallah, empfindlich schwächen. Begrenzte Militäroperationen im Süden des Libanon sollen nun die Voraussetzung dafür schaffen, dass die Gebiete im Norden Israels wieder dauerhaft bewohnbar werden.
Gedenken an die Opfer des 07. Oktober
In diesen Tagen steht das Gedenken an die Opfer im Zentrum des öffentlichen Lebens Israels. Vor diesem Hintergrund besuchte eine von ELNET organisierte Delegation vom 06. bis 09. Oktober das Land. 20 Parlamentarier aus 12 Ländern drückten durch ihren Besuch in dieser schwierigen Zeit ihre Solidarität aus und konnten sich ein eigenes Bild von der Lage vor Ort machen. Aus Deutschland waren Mitglieder der Landtage von Bayern und Mecklenburg-Vorpommern vertreten.
Das Programm der Delegation ermöglichte es den Teilnehmern, sich umfassend mit dem Terror des 07. Oktober auseinanderzusetzen. So tauschten sich die Teilnehmer mit Überlebenden der Angriffe auf das Dorf Netiv Ha’asara und auf das Nova Festival aus. Auch mit einem Soldaten der israelischen Streitkräfte (IDF), der am 07. Oktober 2023 verwundet wurde, kam die Delegation zusammen. Dazu besuchten sie Orte, die Ziel der Angriffe waren, etwa das Gelände des Nova Festivals. Auch die Dokumentation „Tragic Awakening“, die anhand der Lebensgeschichte von Rawan Osman einen Blick auf die Geschichte des Antisemitismus und seine Auswirkungen wirft, und ein Besuch im Jerusalemer Museum für Toleranz waren Teil des Programms.
Unterstützung im Umgang mit der iranischen Bedrohung
Neben dem Gedenken an die Verbrechen des 07. Oktober 2023 stand auch die aktuelle politische und militärische Lage im Zentrum der Gespräche. So tauschte sich die Delegation u.a. mit MK Amir Ohana (Likud), dem Präsidenten der Knesset, und MK Shelly Tal Meron (Yesh Atid) aus. Tal Meron engagiert sich dazu insbesondere für die Opfer sexualisierter Gewalt am und nach dem 07. Oktober und für einen baldigen Deal zur Befreiung der verbliebenen Geiseln in den Händen der Hamas. Auch verschiedene Vertreter des israelischen Außenministeriums tauschten sich mit den Delegationsteilnehmern aus.
Dabei bedankten sich die Gesprächspartner für das klare Zeichen der europäischen Solidarität mit Israel. Noch immer verteidige sich der jüdische Staat an mehreren Fronten gegen Kräfte, die seine Existenz bedrohten. Dazu gehörten die Hamas im Gazastreifen ebenso wie die Hisbollah im Libanon und die Huthis im Jemen. Sie alle eint die enge Zusammenarbeit mit dem Regime in Teheran. Zum ersten Mal griff die Islamische Republik am 13./14. April Ziele in Israel auch von eigenem Territorium aus an. Ein zweiter Angriff mit über 180 ballistischen Raketen folgte am 01. Oktober. Den hochentwickelten Luftverteidigungssystemen des Landes gelang es, gemeinsam mit einer Koalition befreundeter Staaten die meisten Raketen abzufangen, sodass der Schaden am Boden vergleichsweise gering blieb. Dennoch stellen diese direkten Angriffe eine neue Stufe der Eskalation durch Teheran dar. Diese Entwicklung zeigt einmal mehr: Israel braucht die europäische Solidarität aktuell mehr denn je.