Die jüngsten Vorfälle an der Alice-Salomon Hochschule in Berlin haben einmal mehr gezeigt, wie präsent Antisemitismus an deutschen Hochschulen ist. Besetzte Hörsäle, offene Anfeindungen und eine zunehmend feindselige Atmosphäre gegenüber jüdischen Studenten und Studentinnen mit physischer Gewalt verdeutlichen, dass Hochschulen häufig nicht ausreichend darauf vorbereitet sind, ein sicheres und inklusives Umfeld für alle zu schaffen.
Besonders seit den Ereignissen des 7. Oktober 2023 hat sich die Situation von Juden und Jüdinnen an deutschen Hochschulen erheblich verschärft. Sie berichten, dass sie von ihren Kommilitonen für das Verhalten Israels verantwortlich gemacht wurden und sich aus Angst aus dem Campusleben zurückzuziehen. Bei den Protesten und Besetzungen an Hochschulen nahm auch eine Vielzahl von Personen teil, die keine eingeschriebenen Studenten waren. Die systematische Einflussnahme externer Vereinigungen steht deshalb im Raum.
Die Verantwortung, Antisemitismus an Universitäten entgegenzutreten erstreckt sich von der Politik über die Universitätsleitung bis zu den Studenten und Studentinnen. Mit klaren Leitlinien, entschlossener Haltung und einer offenen Kultur des Dialogs kann eine Urteilsfähigkeit hergestellt werden, die dafür Sorge trägt, dass Hochschulen Orte der Vielfalt und des Respekts bleiben. Hochschulen tragen als Wiege des intellektuellen Austauschs eine besondere Verantwortung auch in Bezug auf die gesellschaftliche Wertebildung. Dennoch mangelt es vielen Universitäten an klaren Strukturen, um Antisemitismus konsequent zu begegnen.
ELNET begrüßt ausdrücklich den angekündigten gemeinsamen Antrag der Fraktionen SPD, CDU/CSU, Bündnis 90 / Die Grünen und FDP, Antisemitismus und Israelfeindlichkeit an Schulen und Hochschulen entschlossenen entgegenzutreten sowie einen freien Diskursraum zu sichern. Wir unterstützen die Initiative, die darauf abzielt, diesen wichtigen Herausforderungen mit vereinten Kräften zu begegnen und die Grundlage für einen respektvollen und offenen Austausch zu wahren.
Ein konkreter Lösungsansatz: Der „Action Plan“ für Hochschulen
ELNET hat im Rahmen der Konferenz Actions Matter – THE SUMMIT einen umfassenden Action Plan zum Thema Antisemitismus an Hochschulen entwickelt. Dieser Plan bietet konkrete Maßnahmen, die Hochschulen und die Politik dabei unterstützen, Antisemitismus effektiv zu bekämpfen. Dazu gehört zum Beispiel die Einführung von Antisemitismus-Beauftragten, die Übernahme der IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus sowie die Etablierung von Bildungsinitiativen, um Universitätspersonal und Studentinnen und Studenten für die Problematik zu sensibilisieren. Zusätzlich wird empfohlen, Systeme zur systematischen Erfassung und Dokumentation antisemitischer Vorfälle einzurichten, um gezielte Maßnahmen auf Basis fundierter Daten zu entwickeln.