Spätestens seit den erfolgreichen Angriffen auf das ukrainische Stromnetz zwei Tage vor Weihnachten 2015, die über 250.000 Menschen teilweise über die Feiertage ohne Strom ließen, ist klar: Cybersicherheit ist weitaus mehr, als Computer gegen Viren und Trojaner zu schützen. Heute gehört es zum Common Sense, dass es bei der Sicherung von vernetzten Systemen nicht nur um Sicherung von Daten, sondern vor allem auch um Schutz kritischer Infrastruktur geht. Den Vorteilen von Digitalisierung, Industrie 4.0 und Internet-of-Things, beispielsweise ein Effizienzgewinn beim Prozessmanagement und ein schonender Umgang mit Ressourcen, stehen gewaltige Herausforderungen beim Thema Sicherheit gegenüber.
Diese Herausforderungen hat Israel als eines der ersten Länder weltweit erkannt und bereits 2002 die „National Information Security Authority“ im Rahmen einer nationalen Cybersicherheitsstrategie ins Leben gerufen. Von Anfang an wurde der Schutz nicht nur der kritischen Infrastruktur, sondern auch der privaten Akteure vor Angriffen von außen als eine zentrale staatliche Aufgabe wahrgenommen. Dieser nationale Konsens schaffte die Voraussetzungen dafür, dass das staatliche Engagement auf ein breites Verständnis und die dafür notwendige Akzeptanz stößt. Die zivilen und sicherheitspolitischen Komponenten des Cyberspace sind aus israelischer Sicht zwangsweise miteinander verflochten und in jeder Hinsicht untrennbar verbunden. Seitdem wurde die Cybersicherheitsinfrastruktur des Landes weiterentwickelt und angepasst, die zentralen Leitlinien blieben im Wesentlichen die gleichen: ein ganzheitlicher Ansatz und umfassende Kooperation.
Diese Leitlinien führen nicht nur zu einem engen und institutionalisierten Austausch zwischen staatlichen und privaten Akteuren, sondern auch zu einer weitreichenden Kooperation zwischen Unternehmen. So existiert neben dem Israeli National Cyber Bureau, welches direkt beim Premierminister angesiedelt ist und für die Weiterentwicklung und Implementierung einer nationalen Cybersicherheitsstrategie sorgt, auch das Israeli Cyber Companies Consortium (IC3). IC3 bietet End-to-End-Lösungen für nationale Cyber-Zentren und umfasst Israels führende Cyber-Unternehmen. Das Konsortium wurde unter der Schirmherrschaft des israelischen Wirtschaftsministeriums gegründet.
Sowohl die Strategie als auch das frühzeitige Engagement der israelischen Regierung im Bereich der Cybersicherheit haben ihre Wirksamkeit unter anderem am 24. und 25. April 2020 unter Beweis stellen können, als ein großangelegter Cyberangriff auf die nationale Wasserversorgung Israels erfolgreich vereitelt wurde. Die einzigartigen Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten der israelischen Cybersicherheitsspezialisten finden ihre Anerkennung bereits seit Jahren auch im Ausland.
So wurde das 2018 gegründete U.S.-Israel Energy Center Mitte August 2020 von den Energieministerien beider Länder dazu aufgerufen, Vorschläge zur Sicherung der Cybersicherheit in Bereichen der Wasser- und Energieversorgung zu entwickeln. Handelsunternehmen, Forschungsinstitute und Universitäten aus den USA und Israel wurden eingeladen, Konsortien von mindestens zwei Unternehmen aus jedem Land zu bilden und sich zu bewerben. Die maximale Unterstützung für das siegreiche Konsortium beträgt 6 Millionen US-Dollar für einen Zeitraum von drei Jahren.
Es ist nur ein Beispiel dafür, wie andere Staaten, die durchaus über eigene, beachtliche Kenntnisse und Fähigkeiten in dem Bereich der Cybersicherheit verfügen, vom israelischen Know-how profitieren. Als einer der engsten europäischen Partner sollte Deutschland die Zusammenarbeit mit dem jüdischen Staat auch im Bereich der Cybersicherheit forcieren und institutionalisieren, um sein eigenes Cyber-Ökosystem erfolgreich weiterzuentwickeln. Dazu bedarf es vertrauensvoller und nachhaltiger Beziehungen zu den relevanten israelischen Partnern. ELNET Deutschland bietet sich gerne als Brückenbauer an.