Jedes Jahr veröffentlicht das Bundesministerium des Inneren und für Heimat (BMI) eine Statistik zu politisch motivierter Kriminalität (PMK), in welcher auch antisemitisch motivierte Straftaten erfasst und verschiedenen Tätermilieus zugeordnet werden. Im Vergleich zum Jahr 2021 ist die Anzahl antisemitischer Delikte 2022 gesunken. Die Zahl ist jedoch weiterhin hoch, insgesamt wurden 2.641 Straftaten erfasst. Außerdem gilt es zu beachten, dass die Statistik nur gemeldete Vorfälle umfasst. Die Dunkelziffer liegt um ein Vielfaches höher.
Die Ergebnisse des Israel Survey 2023 zeigen gleichzeitig, dass Judenhass nicht nur in Deutschland zu beobachten ist. Die Studie analysiert die Perspektiven von Abgeordneten aus 17 europäischen Parlamenten hinsichtlich der jeweils bilateralen Beziehungen mit Israel sowie zu jüdischem Leben in Europa. 54 Prozent der befragten Abgeordneten geben an, dass israelbezogener Antisemitismus ein signifikantes Problem in ihrem Land darstellt.
Um einem erneuten Anstieg antisemitischer Straftaten entgegenzuwirken, braucht es eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung sowie entsprechende politische Rahmenbedingungen. Handlungsempfehlungen zur Bekämpfung von Antisemitismus bietet ein internationaler Action Plan. Über 100 Experten und Entscheidungsträger aus Europa, Israel, und den USA erarbeiteten diesen im Rahmen der Actions Matter Konferenz auf Einladung von ELNET Ende März 2023 in Berlin.
Carsten Ovens, Executive Director von ELNET in Deutschland: „Antisemitismus erreicht immer bedrohlichere Dimensionen. Besonders virulent tritt dabei der israelbezogene Antisemitismus in Erscheinung. Dieser offenbarte sich zuletzt erneut bei einer anti-israelischen Kundgebung in Berlin, bei der die Worte „Tod Israel! Tod den Juden!“ gerufen wurden. Judenhass zeigt sich immer facettenreicher und ist mittlerweile in allen gesellschaftlichen Schichten anzutreffen. Trotz des Rückgangs antisemitischer Straftaten im Vergleich zum Vorjahr bestätigt dies auch die neue Statistik zu politisch motivierter Kriminalität des Bundesinnenministeriums. Die vorhandenen Ansätze zur effektiven Antisemitismusbekämpfung müssen endlich in die Tat umgesetzt und weiter verfeinert werden.“