European Leadership Network (ELNET)

#StrongerTogether – Ein Rückblick auf die EIPC 2025

Vom 18.-20. Mai 2025 fand die vierte ELNET International Policy Conference (EIPC) in Paris statt – das zentrale Forum für den sicherheits- und außenpolitischen Dialog zwischen Europa und Israel. Unter dem diesjährigen Motto „Stronger Together“ versammelte ELNET mehr als 300 hochrangige Gäste aus Politik, Diplomatie, Militär, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um über gemeinsame Herausforderungen, strategische Allianzen und realistische Zukunftsszenarien zu diskutieren.

Gleich zu Beginn der Konferenz wurde deutlich: Die internationale Ordnung steht unter Druck. In der Eröffnungsrunde mit General a.D. Gabi Ashkenazi und in der anschließenden Diskussion über „The Trump Effect in Europe and the Middle East“ ging es um die Erosion klassischer Bündnisse und die Neuordnung globaler Machtverhältnisse. Der ehemalige israelische Außenminister betonte die Bedeutung sicherer Allianzen in einer zunehmend fragmentierten Welt.

Im Verlauf der Konferenz wurden die sicherheitspolitischen Herausforderungen besonders deutlich: In der Runde „Confronting the Russia-Iran Axis“ wurde die wachsende Zusammenarbeit autoritärer Regime als unmittelbare Bedrohung für Europa, Israel und die regelbasierte Ordnung benannt. Baron Walney, UK Member of the House of Lords, mahnte, dass der Westen Frieden zu lange für selbstverständlich gehalten habe. Rihards Kols MdEP (ECR) sprach über die strategischen Ziele Russlands und Irans, die internationale Ordnung systematisch zu untergraben, und betonte die Verantwortung demokratischer Staaten, eine Zurückhaltung bei Investitionen in die eigene Verteidigung nicht zur offenen Einladung an revisionistische Kräfte werden zu lassen.

Die militärische Dimension der Bedrohungslage wurde in der Rede von Col. Richard Kemp eindrucksvoll skizziert. Er beschrieb, wie Israel heute mit einer nie dagewesenen Bedrohungslage konfrontiert ist – einem „Krieg an acht Fronten“, von Gaza bis zur nördlichen Grenze zum Libanon, vom Cyberraum bis zu internationalen Gerichtshöfen. Kemp betonte, dass diese Realität nicht nur Israels Herausforderung sei, sondern auch eine Warnung für Europas Verteidigungspolitik.

Strategische Autonomie durch Kooperation in Innovation

Gleichzeitig stand die Frage im Raum, wie Europa strategisch unabhängiger werden kann. Benjamin Haddad, französischer Europastaatssekretär, formulierte eine klare Vision für die europäische Handlungsfähigkeit: mehr Verantwortung, mehr Investitionen, mehr Zusammenarbeit – insbesondere mit Partnern wie Israel.

Technologie als Machtfaktor war ein weiterer zentraler Schwerpunkt. In Panels wie „Augmented Rivalry: Geopolitical Power Competition for AI“ oder „From Startup Nation to Cyber Partner“ wurde Israels Rolle als Innovationstreiber im Bereich KI, Cybersicherheit und Verteidigungstechnologie hervorgehoben und zugleich die Notwendigkeit betont, gemeinsame ethische Standards und Sicherheitskonzepte zu entwickeln.

Auch die Zunahme von Antisemitismus stand im Fokus. Das Panel „Global Intifada“ thematisierte den besorgniserregenden Anstieg antisemitischer Vorfälle in Europa nach dem 7. Oktober 2023. François-Xavier Bellamy MdEP (EVP) kritisierte die moralische Doppelbödigkeit in Teilen der europäischen Öffentlichkeit und forderte mehr Rückgrat im Umgang mit israelbezogenem Antisemitismus. MK Idan Roll und der italienische Senator Ivan Scalfarotto sprachen sich für ein europaweites Monitoring-System und entschlossene politische Reaktionen aus.

Antisemitismus ist ein Angriff auf unsere demokratische Ordnung

Besonders eindringlich war in diesem Kontext der Beitrag der österreichischen Bundesministerin für Jugend, Familie und Integration, Claudia Plakolm, die in ihrer Rede die Notwendigkeit klarer politischer Konsequenz im Kampf gegen Antisemitismus betonte. „Werte, Worte und Taten“ seien gefragt, so Plakolm. Sie stellte konkrete Maßnahmen der Bundesregierung vor – darunter verpflichtende Antisemitismusklauseln bei staatlicher Förderung, Bildungsprogramme in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde sowie die Wiederaufnahme des Jugendaustauschs mit Israel. Für sie ist klar: Antisemitismus ist nicht nur ein Angriff auf jüdisches Leben, sondern auf die demokratische Ordnung als Ganzes.

Eine besonders bewegende Stimme der Konferenz war die Israelin und ehemalige Geisel Dr. Shoshan Haran, die am 7. Oktober 2023 aus ihrem Zuhause im Kibbutz Be’eri von der Hamas brutal nach Gaza verschleppt und erst im Rahmen des ersten Geiseldeals im November freigelassen wurde. In ihrer emotionalen Rede berichtete sie von den Ereignissen jenes Tages, dem Leben in Gefangenschaft sowie ihrer klaren Botschaft: Wer sich eine bessere Zukunft für das palästinensische Volk wünsche, müsse verstehen, dass die Hamas kein Partner, sondern ein Hindernis dafür ist. Ihre Worte fanden nicht nur Gehör, sondern prägten den emotionalen Tiefpunkt der Konferenz.

Auch Klima- und Energiekooperationen  gehörten zum Konferenzprogramms. Lisa Badum MdB (Bündnis 90/Die Grünen) hob in ihrem Beitrag hervor, dass israelische Innovationskraft hervorragende klimapolitische Lösungen bietet – insbesondere für die Region und damit auch als Beitrag zu den Abraham Accords. Sie verwies zudem auf konkrete Initiativen in der Wasser- und Energieversorgung sowie auf die Chancen einer verstärkten Zusammenarbeit im östlichen Mittelmeerraum – etwa mit Griechenland, Ägypten oder Zypern. Die Abraham Accords könnten, schlussfolgerte Badum im Dialog mit Carsten Ovens, CEO von ELNET für Deutschland, Österreich und die Schweiz, als Plattform dienen, um Nachhaltigkeit, technologische Kooperation und geopolitischen Dialog zusammenzudenken. 

„The Day after“ braucht eine ganzheitliche Vision

Die Konferenz griff auch schwierige, aber notwendige Fragen zur Zukunft Gazas auf. In der Runde „The Day After“ diskutierten Vertreterinnen und Vertreter aus Israel, Ägypten und europäischen Partnerstaaten über die Notwendigkeit eines multilateralen Wiederaufbauplans. Dabei wurde deutlich: Eine dauerhafte Lösung kann nur gelingen, wenn Sicherheit, wirtschaftliche Perspektiven und Verwaltungsfragen zusammen gedacht werden.

Zum Abschluss der Konferenz wurden die Herausforderungen noch einmal aus europäischer und israelischer Perspektive beleuchtet. Im Rahmen der abendlichen Gala betonte Minister Manuel Valls Frankreichs Rolle als Stabilitätsanker in Europa. MK Ze’ev Elkin, israelischer Minister für den Wiederaufbau des Nordens und Südens Israels, sprach über die enormen Aufgaben nach dem 7. Oktober – vom Wiederaufbau zerstörter Orte bis zur Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Die EIPC 2025 war mehr als eine Konferenz; sie war ein Arbeitsraum für konstruktiven Dialog und ein Bekenntnis zu gemeinsamer Verantwortung in einer Welt im Umbruch. Europäer und Israelis sowie US-Amerikaner und Vertreter arabischer Staaten kamen in Paris für eine zentrale Botschaft zusammen: Wer Stabilität, Sicherheit und Frieden will, muss bereit sein, Brücken zu bauen, klar zu kommunizieren und entschlossen zu handeln. Ein starkes Signal für eine bessere Zukunft: #StrongerTogether.

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