Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober tritt Antisemitismus weltweit immer aggressiver auf. Umso drängender stellt sich auch in Deutschland die Frage, wie ein wirksamer Kampf gegen Antisemitismus aussehen kann. In diesem Kontext stellte ELNET im Rahmen der Jüdischen Kulturtage Rhein-Ruhr 2025 Ende Juni in der Zentralbibliothek Düsseldorf die Bildungskampagne Fragemauer sowie die dazu gehörende Buchedition vor.
Die Kampagne „Fragemauer“ entstand 2022 angesichts von 2.641 judenfeindlichen Straftaten in Deutschland. Ziel der Fragemauer ist es, diesen Taten mindestens so viele Fragen und Antworten zu jüdischem Leben und dem Staat Israel entgegenzusetzen. Auf der Kampagnenwebseite sind mittlerweile rund 1.000 Fragen zu jüdischem Leben und Israel eingegangen, die sukzessive beantwortet und veröffentlicht werden. Die Fragemauer begegnet Antisemitismus bundesweit mit Anzeigen, Plakaten, einem Spot für Kino, Social Media und TV – sowie nun auch in Buchform.
Klaus Peter begrüßte die Gäste aus Politik und Gesellschaft im Namen der Stadtbüchereien sowie aller Veranstalter. Carsten Ovens eröffnete die Veranstaltung anschließend mit einer Lesung ausgewählter Passagen aus dem Buch. Vorgelesen wurden unter anderem Fragen wie „Ist Harry Potter Jude“ und „Warum gibt es den modernen Staat Israel“, die darauf abzielen, Wissen und Verständnis über das Judentum zu fördern und aktiv gegen Antisemitismus, Hass und Diskriminierung vorzugehen.

Im Anschluss diskutierten Naomi Tamir, Vorstandsmitglied der Jüdischen Studierendenunion Deutschlands (JSUD), Mona Neubaur, Stellvertretende Ministerpräsidentin und Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, sowie Gonca Türkeli-Dehnert, Staatssekretärin im Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW, gemeinsam mit Carsten Ovens über Bildung, Judenhass und die Lage im Nahen Osten.
Ministerin Neubauer stieg sehr persönlich ein, wie sie den 7. Oktober erlebte und unmittelbar ins Handeln kam. Einen Impuls aus dem Publikum zur Lage in Gaza griff Naomi Tamir mit einem klaren Appell auf, dass keine politische Handlung irgendeiner israelischen Regierung Hass gegenüber Juden legitimiert. Gemeinsam mit Staatsministerin Türkeli-Dehnert diskutierte sie zudem die Lage für jüdische Studentinnen und Studenten sowie wissenschaftliches Personal an Universitäten in NRW auf. Dabei kam auch das Thema Israel-Studien in Deutschland auf: Genau eine Professur gibt es aktuell für dieses wichtige Thema.
Weitere Besucher nutzten ebenfalls die Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen – etwa zur aktuellen Lage im Nahen Osten, zum jüdischen Alltag in Deutschland oder zur friedlichen Ko-Existenz von Menschen aller Glaubensrichtungen. Hier setzt aktuell auch eine Weiterentwicklung der Fragemauer an, die Carsten Ovens vor Ort präsentierte.
Die Lesung und Diskussion in Düsseldorf zeigten eindrucksvoll: Antisemitismus lässt sich nicht allein durch politische Maßnahmen bekämpfen – es braucht auch Wissen, Begegnung und den Mut, Fragen zu stellen. Die Fragemauer schafft genau dafür einen Raum.