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Antisemitismus während der Coronakrise

Judenfeindliche und rassistische Verschwörungsmythen haben in Krisenzeiten seit Jahrhunderten Hochkonjunktur. Die aktuelle Coronapandemie stellt hier leider keine Ausnahme dar. Erneut werden antisemitische Stereotypen verbreitet und Hass gegen Juden geschürt. 

ELNET Germany organized a video briefing to deal with the question of how modern anti-Semitic conspiracy theories arise, how they spread and, above all, how we can effectively counter them. As an expert was Dr. Michael Blume , Anti-Semitism Officer of the State of Baden-Württemberg. The recording can be found on YouTube .

Vor über 50 Gästen aus Europa, Israel und den USA referierte Dr. Blume zu aktuellen Entwicklungen rund um das Thema antisemitische Verschwörungsmythen und Corona. Grundsätzlich beschrieb Dr. Blume eine besorgniserregende Tendenz, die abseits vom aktuellen Tagesgeschehen zu erkennen sei. Die Verbreitung von antisemitischen Klischees sei mittlerweile Alltag in Teilen Deutschlands und Europas. Dabei sei Antisemitismus kein Problem, das sich exklusiv einer bestimmten Szene oder Gruppe zuschreiben ließe, sondern trete überall auf. Die Tatsache, dass die Jahrhunderte alte Vorurteile gegenüber Juden sich in den Diskussionen zur Entstehung und Verbreitung des Coronavirus wiederfinden, sei deshalb keineswegs überraschend.

Die Propagandisten von antisemitischen Verschwörungsmythen erfahren vor allem im Internet eine Bestätigung und Bestärkung ihrer wirren und abstrusen Ansichten. Die digitalen Blasen, in denen sich die Antisemiten bewegen, funktionieren als Echokammern eigener Ansichten. Eine Auseinandersetzung mit anderen Meinungen, schlichten Fakten oder gar eine sachliche Diskussion finden nicht nur nicht statt, sondern sind von den Betreibern und Mitgliedern solcher Foren und Gruppen gar nicht gewollt.

Digitaler Austausch mit Dr. Michael Blume

Vor diesem Hintergrund sieht Dr. Blume vielfachen Handlungsbedarf. Im Netz müsse dem Verbreiten von Hass entschlossen entgegengetreten werden. Es reiche nicht die Plattformbetreiber zum Durchgreifen zu verpflichten, das Engagement der ganzen Gesellschaft sei notwendig. Jeder Einzelne könne und müsse einen Beitrag leisten und beim Antisemitismus on- und offline dagegenhalten. Es sei ebenfalls notwendig, die Arbeit der Antisemitismusbeauftragten von Bund und Ländern weiter zu stärken. Ihre Bildungs- und Sensibilisierungsarbeit sei unverzichtbar. Der Staat müsse aber auch konsequent durchgreifen, wenn Äußerungen strafrechtlich relevant werden. Das Verbreiten von Vorurteilen und das Schüren von Hass mittels kruder Mythen kann kein Kavaliersdelikt sein. Das beste Mittel gegen den Antisemitismus sei jedoch weiterhin die persönliche Begegnung mit Juden in Deutschland und Israel. Deshalb müsse etwa der Austausch mit Israel weiter intensiviert werden.

Die aktuelle Verbreitung von längst überwunden geglaubten antisemitischen Verschwörungsmythen während der Coronaepidemie folgt alten Mustern und ist mehr als erschreckend. Umso wichtiger ist es, dass engagierte Antisemitismusbeauftragte, wie Dr. Michale Blume, die Politik, NROs und die gesamte Gesellschaft im Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus zusammenstehen.

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